Aug. 212009
 

Begonnen hat die Diskussion Sozialminister Rudolf Hundstorfer mit seiner Ankündigung, die Anzahl der geleisteten Überstunden in Österreich senken zu wollen. Dabei wollte er aber explizit die Aussage nicht als „Plädoyer für die 35-Stunden-Woche“ verstanden wissen.

Dieses Plädoyer haben gestern die Grünen abgeliefert, und sie haben recht mit Ihren Forderungen bzw. Vorschlägen. Allein die Tatsache, dass letztes Jahr 370 Millionen Überstunden in Österreich geleistet wurden, die Anzahl der Jobs aber, aufgrund zunehmender Automatisierung und aktuell auch wegen der Wirtschaftskrise, tendenziell eher weniger als mehr werden, sollte zum Nachdenken anregen. Ist es beispielsweise wirklich sinnvoll, dass viele Mitbürger 50, 60 oder 70 Stunden pro Woche arbeiten?

Sicher geht die Rechnung, dass mit der vollständigen Abschaffung von Überstunden 180.000 Vollzeitarbeitsplätze geschaffen würden, derzeit so nicht auf. Schließlich gibt es beispielsweise im IT-Bereich Arbeitskräftemangel, sprich: es wären gar keine Leute da, die Arbeit der weggefallenen Überstunden erledigen könnten. Außerdem dürften einem Arbeitgeber zwei Arbeitnehmer, die 35 Stunden pro Woche arbeiten nicht mehr kosten als als einer, der 70 Stunden arbeitet.

Auch wenn also noch viele Details zu klären, so gehen die grundsätzlichen Überlegungen in die richtige Richtung. Wenn es immer mehr Menschen in arbeitsfähigen Alter gibt, die Anzahl der Arbeitsplätze aber nicht in gleichem Masse steigt, muss die vorhandene Arbeit eben auf mehr Menschen aufgeteilt werden, sprich: für viele weniger Arbeit, statt für Wenige viel Arbeit und für den Rest gar nichts. Die Alternative dazu ist, dass Wenige für den Erhalt derjenigen arbeiten, die keine Arbeit haben. Und diese Alternative ist – Stichwort Sozialschmarotzer noch viel verpönter in unserer Zeit.

Überhaupt sollte man bestimmte Werte unserer heutigen Industriegesellschaft ernsthaft zu hinterfragen beginnen. In großen Teilen der Bevölkerung ist dann jemand wichtig und angesehen, wenn er viel arbeitet, wenig schläft – und  „Zeit für gar nix hat“ (außer Arbeit).

Dabei ist es zumindest aus meiner Sicht viel besser, wenn man nicht lebt, um zu Arbeiten, sondern arbeitet um zu leben.

Aug. 172009
 

Seit 2006 ist Critical Mass in Wien und anderen Städten österreichischen Städten (wieder) regelmässig aktiv.  Von der medialen Öffentlichkeit hierzulande (bisher leider) meist unbemerkt, treffen sich beispielsweise in Wien Monat für Monat einige hundert RadfahrerInnen zur Protestfahrt durch die Innenstädte. Dabei wird für die Rechte des unmotoriserten Verkehrs im öffentlichen Raum demonstriert. Nach wie vor werden RadfahrerInnen gegenüber dem Autoverkehr benachteiligt, gerade in Wien – und das, obwohl Radfahren zum Klimaschutz beiträgt und obendrei nicht nur gesund, sondern auch die schnellste Art der Fortbewegung in der Stadt ist.

Gerade in Wien ist derartiger Protest notwendig:  abgesehen von einigen prestigeträchtigen Alibiaktionen der SPÖ gibt es nach wie vor unzählige Radwege, die im Nirvana enden, zu wenige Abstellplätze und bei Straßenneubauten werden die mit muskelkraft betriebenen Zweiräder selten berücksichtigt.

„Critical Mass“ ist (neben dem Engagement in Fahrradclubs wie Argus) eine Form, ein Zeichen gegen die Auto- zentrierte Verkehrspolitik zu setzen. Obendrein macht es auch noch Spaß, wenn Hunderte Menschen quer durch Stadt radeln, unter anderem auf Straßen, die sonst den PKWs und LKWs vorbehalten bleiben.

Die nächste Gelegenheit zum Mitmachen bietet sich in Wien am kommenden

Freitag, den 21.August ab 16:30 Uhr am Schwarzenbergplatz (Hochstrahlbrunnen)
Abfahrt pünktlich um 17 Uhr