Wie die Anführungszeichen schon andeuten ist der Titel dieses Blog- Eintrags mehr als zynisch gemeint. Ein Bekannter hatte ein Erlebnis aus der Kategorie „Alltagsrassismus in Österreich“ und hat dazu einen Bericht verfasst den ich den LeserInnen nicht vorenthalten kann. Der Artikel spricht an sich für sich selbst, ich möchte nur noch eine Aufforderung daran hängen, erstens bei ähnlichen Situationen selbst nicht „wegzuschauen“, und zweitens über Email an kundendienst@wienerlinien.at ein Protestmail an die Wiener Linien zu schicken, und mal nachzufragen, warum die Angestellten der Verkehrsbetriebe sich in solchen Situationen „taub stellen“.
Im nächsten Jahr, da wird in Wien gewählt, und wen wundert’s: die SPÖ hat plötzlich wieder bemerkt, dass es an der Zeit wäre sich um ihre (Stamm-)Wähler zu kümmern. Ein heiß umkämpftes Pflaster sind dabei die Gemeindebauten, immerhin leben in Ihnen rund 500.000 Menschen. In den letzten Jahren hat ihr leider die FPÖ immer mehr Stimmen dazu gewonnen. Warum? Weil die SPÖ Konflikte und Konfliktpotentiale jahrelang ignoriert oder totgeschwiegen hat. Jetzt werden von Seiten der Stadtregierung verstärkt so genannte „Wohnpartner“ in die Bauten entsendet, mit dem Auftrag, diese Konflikte zu lösen versuchen.
Der Standard beschäftigt sich mit dem Thema in einem interessanten Artikel. Darin wird unter anderem ein wichtige Tatsache aufgezeigt: oft geht es bei den Konflikten, auch wenn oft anderes behauptet wird, nicht so sehr um „echte Österreicher“ gegen „Ausländern“, sondern in Wahrheit um „alt“ gegen „jung“: alte Menschen fühlen sich durch den „Lärm“ spielender Kinder in Ihrer Ruhe gestört, und schimpfen dann doch nicht über laute Kinder, sondern auf „die Türken“ oder „die Jugos“ – wohl weil es einfacher ist, und weil es ins Weltbild passt, dass der Boulevard verbreitet.
Es zeigt sich, dass bei der Planung von Gemeindebauten, so gut und wichtig der soziale Wohnbau auch ist, gravierende Fehler gemacht wurden, die bis heute nicht zufriedenstellend gelöst sind. Potentielle Konflikte zwischen Menschen, die 40 Jahre im selben Bau leben und „Zugereisten“ wurden offenbar nie berücksichtigt. So spielen gerade in älteren Gemeindebauten Kinder und Jugendliche mangels Alternativen (zu wenig Spielplätze etc) eben im Hof – und ärgern damit wiederum eben jene älteren Menschen – wer einen typischen Nachkriegsbau kennt, kann das aber bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen: viel Beton und wenig Grün verstärken jedes Ballspielgeräusch und jedes Geschrei. Die Lösung von „Wiener Wohnen“, der stadteigenen Gesellschaft zur Verwaltung der Gemeindebauten: Schilder mit „Ballspielen, Radfahren und Lärmen verboten“. Ob das die Lösung sein kann?
Das zweite Problem im Gemeindebau: früher gab’s eine Ansprechperson, an die man sich wenden konnte, wenn’s Probleme gab: den Hausmeister. Den gibt es aber leider immer seltener. Die Reinigungsaufgaben übernehmen immer öfter anonyme Firmen, für die restlichen darf man sich als Mieter an eine ebenso anonyme Hotline von Wiener Wohnen wenden. Und wie man von Hotlines weiß: sie dienen dazu, die Entscheider von den lästigen Kunden abzuschirmen, statt den Kunden zu helfen.
Bleibt zu hoffen, dass die SPÖ in Wien in Zukunft mehr tun wird, als die Gemeindebauten nur zu verwalten. Sie muss anerkennen, dass es im Gemeindebau Probleme gibt, und sie muss (mutige) Lösungen präsentieren, sonst könnte eines Tages Wiens Bürgermeister wirklich „Strache“ heissen, und DAS soll dieser Stadt erspart bleiben!