Apr 292010
 

Wenn man derzeit den Hiobsmeldungen über den „Beinahe – Bankrott Griechenlands“ und die „Herabstufung“ von Ländern wie Portugal oder Spanien verfolgt, gewinnt man den Eindruck, dass heute nur noch eines zielt: ein Land muss Liebkind der sogenannten „Ratingargenturen“ sein. Bis vor kurzem wusste ich ehrlich gesagt, nicht einmal, was das überhaupt ist. Dank Wikipedia weiß ich’s jetzt:

Ratingagenturen […] sind private und gewinnorientierte Unternehmen, die gewerbsmäßig die Kreditwürdigkeit (Bonität) von Unternehmen aller Branchen, Staaten und deren untergeordneter Gebietskörperschaften[…], bewerten.“

Mit anderen Worten: einige wenige private Unternehmen haben die Macht, ganze Staaten in ernste wirtschaftliche Schwierigkeiten zu bringen, oder sie gar in den Ruin zu treiben – beispielsweise auch in Zusammenspiel mit den sogenannten „Hedge- Fonds“.

Jetzt sollte man meinen, daß aufgrund der Ereignisse im vergangenen Jahr einUmdenkprozess in Gang gesetzt wurde, der diese Mechanismen hinterfragt – aber wenn er eingesetzt hat, dann ist davon bisher in der Realpolitik zu spüren, satttdessen starren die europäischen Regierungschefs nach wie vor auf die besagten Agenturen wie das Kaninchen auf die Schlange.

Als Demokrat stellt sich für mich die Frage, inwiefern die Spitzenpolitiker der meisten kapitalistisch- orientierten Länder denn überhaupt noch Politik für ihre Völker machen – oder ob es nicht mittlerweile vielmehr darum geht, die Finanzwirtschaft zufrieden zu stellen. Mir ist durchaus bewusst, dass sich die beiden Themen nicht so einfach trennen lassen, möglicherweise glauben viele von Ihnen sogar die Phrase „Geht’s der (Finanz)Wirtschaft gut, geht’s den Menschen gut“ – schließlich hat die Kaste der neoliberalen Wirtschafts“forscher“ und -lobbyisten in den vergangenen 30 Jahren erfolgreich ihre Ideologie der freien Märkte als die einzig seelig machende Lösung propagiert.

Trotzdem frage ich mich, warum nicht langsam mehr Spitzenpolitiker , vor allem links der Mitte, beginnen, diese Mechanismen ernsthaft in Frage zu stellen – erste leise Kritik, beispielsweise von Schieder von der SPÖ („Runder Tisch“, ORF2 28.4.2010)  gab es wenigstens schon. Allerdings weiss man, was man progressiven Kräften in der SPÖ passiert – sie werden oftmals wie beispielsweise Christoph Matznetter schnell wieder verräumt.

Ein Trauerspiel ist auch die Tatsache, wie sich derzeit die Diskussion in der Europäischen Union. Denn zumindest bis gestern hatte man das Gefühl, dass es sich bei der EU um eine „Schönwettergemeinschaft“ handelt. Wenn es einem Land mal wirklich schlecht geht, ist es mit der Solidarität der Länder dann noch weniger weit her als sonst. Da werden dann – wie beispielsweise gerade in Deutschland – wahltaktische Überlegungen (Wahl in  Nordrhein-Westfalen) vor wirklich dringende Herausforderungen gereiht.

Das jetzt doch noch „etwas passiert“ um Griechenland zu retten liegt wohl weniger daran, dass man sich der Solidarität besonnen hat, als vielmehr an der Angst der anderen Mitgliedsstaaten von der Krise „mitgerissen“ zu werden.

Apr 242010
 

Kurz vor der Wahl noch siebe gute Gründe, warum man morgen Heinz Fischer wählen sollte:

1. Fischer hat Österreich in den vergangenen 6 Jahren im Ausland gut vertreten – das sagen auch Staatsmänner wie beispielsweise Vaclav Havel

2. er hat sich immer wieder zu aktuellen innenpolitischen Themen positiv geäußert, wie beispielsweise zum Thema Asyl, Ortstafelfrage

3. er wird von allen großen Parteien als „lupenreiner Demokrat“ bezeichnet – nur Menschen von ganz rechts versuchen ihm, kommunistischen anzudichten.

4. er hat das bestmögliche aus dem Amt heraus geholt, jene die mehr verlangen, überschätzen das Amt.

5. Heinz Fischer ist der einzig nicht-extremistische Kandidat bei dieser Wahl.

6. Wir lassen uns von einem Zeitungsherausgeber nicht sagen, wen wir wählen sollen ;O)

7. Jede Stimme, die Frau Rosenkranz mehr bekommt, ist eine Schande für Österreich im In-, und Ausland.

Und deshalb morgen beim Fischer Heinz das Kreuzerl machen – und sein demokratisches Mitbestimmungsrecht nutzen!

Apr 172010
 

Die Aschewolke über Europa hat eine, aus meiner Sicht nicht minder wichtige Schlagzeile all zu rasch aus den Medien verdrängt: „Kein Staat kürzt Entwicklungshilfe so stark wie Österreich“ war unter anderem im Standard zu lesen. Laut OECD- Studie kürzt e im vergangenen Jahr kein westliches Industrieland die Hilfe für ärmste Länder so stark wie die Alpenrepublik. Das ist zu aller erst einmal eine Riesenschande für das siebentreichste Land der Erde: während im wesentlich ärmeren, und von der Wirtschaftskrise stark gebeutelten Spanien die Entwicklungshilfe um knapp 1,2% zurückging, sind es in Österreich sage und schreibe 32% gewesen, die weniger geleistet wurden.

Dabei zeigt sich einmal mehr, wie populistisch die österreichische Regierung eigentlich handelt: einerseits erlässt jedes Jahr noch schärfere Gesetze gegen Asylwerber und Einwanderung, andererseits ist es ihr aber offenbar auch nicht Anliegen genug, die Ursprungsländer der Flüchtlinge in wirtschaftlicher Hinsicht zu helfen. Denn: wenn diese Menschen in ihrer Heimat lebenswert(ere) Bedingungen vorfänden, hätten sie auch weniger Grund in westliche Staaten auszuwandern.

Aber offenbar geht es vor allem der ÖVP und der rechten Opposition nur darum, dem Volk und der „“Krone“ aufs Maul zu schauen, verklausuliert „Ausländer raus!!“ zu schreien, auf der anderen Seite soll aber nur ja kein Geld herausgerückt werden.

Dabei haben Europa und die USA ihren Wohlstand zu einem Gutteil der Ausbeutung dieser Länder seit der Kolonialzeit zu verdanken, Entwicklungshilfe bzw. -zusammenarbeit zu leisten sollte deshalb nicht als Almosen verstanden werden, sondern als Versuch, ihnen etwas zurückzugeben und zumindest ein bisschen Gerechtigkeit herzustellen.