Aug 152012
 

Sehr geehrte Damen und Herren der ÖBB!

Zum wiederholten Male muss ich feststellen, dass die ÖBB fahrradfahrende KundInnen nicht ernst nimmt.

Diesmal haben wir uns an einem Feiertag dazu entschlossen, entlang des beliebten Donauradweges von Wien nach Hainburg/Donau mit dem Fahrrad zu fahren und per ÖBB von Hainburg wieder nach Wien zurückzufahren.

Leider musste ich feststellen, dass die ÖBB scheinbar den Donauradweg nicht einmal kennt: anders ist nicht zu erklären, warum keinerlei Vorbereitungen getroffen werden, um den wahrscheinlichen Ansturm von RadfahrerInnen Herr zu werden.

Es beginnt damit, dass an Feiertagen die S7 ab Wolfsthal nur alle zwei Stunden fährt. Zweitens sind viel zu wenige Fahrardabstellplätze im Zug vorhanden, was dazu führt, dass man als RadfahrerIn auch andere Plätze als die dafür vorgesehenen im Einstiegsbereich nutzen muss und sich dadurch zwangsläufig mit anderen Fahrgästen in die Quere kommt, was sich naturgemäß ab Flughafen Wien noch verschlimmert: ein Chaos aus Koffern, Rädern und dazwischen umhersteigenden Menschen ist die Folge.

Ich frage mich, wofür ich hier 5 EUR (mit Vorteilscard) für ein Fahrradtagesticket bezahlt habe? Schlauerweise ist eine Reservierung für Fahrräder auf der Strecke auch nicht möglich.

Man sollte meinen, dass den ÖBB an umweltfreundlichen Verkehr interessiert sei, und beispielsweise bedarfsorientiert eigene Waggons mit mehr Fahrradabstellplätzen auch auf der S7 und vielen anderen Strecken bereitstellen würde.

Es wäre auch hoch an der Zeit, dass sich die ÖBB mit den Fahrradorganisationen – beispielsweise IG Fahrrad oder Argus – zusammen tut, um die Bahn künftig fahrradfreundlicher (was Streckenangebot und auch Wagenmaterial betrifft) zu gestalten.

[Update 03.09.2012] Mittlerweile habe ich eine Rückmeldung der ÖBB erhalten – leider zum Großteil unverbindliches Gewäsch:

vielen Dank für Ihre Nachricht.

Natürlich sind wir bemüht unseren Kunden so viele Fahrradstellplätze wie möglich anzubieten. Leider ist unser aktuelles Wagenmaterial jedoch nicht vollkommen auf Fahrradtransport ausgerichtet. Wir wirken dem jedoch bereits entgegen und haben Anfang Juli 2012 eine neue Wagenbauart eingeführt, die speziell für den Fahrradtransport im Nahverkehr konzipiert wurde. Dieser Wagen ist in einen Raum der Fahrradstellplätze bietet und in einen Raum mit Sitzplätzen unterteilt. Im Moment kommt diese Bauart bereits auf den Strecken Wien – Krems/Donau und Wien – Neusiedl/See zum Einsatz. Mehrere Wagen sollen bald ausgeliefert und auf anderen Strecken integriert werden.

Bezüglich den Fahrplänen auf der Strecke Wien – Wolfsthal weisen wir Sie gerne darauf hin, dass die ÖBB, auch wenn wir uns unseres kommunalen Auftrag bewusst sind, ein wirtschaftlich zu führendes Unternehmen sind. Heute ist es uns leider nicht mehr möglich Züge, die nicht die notwendige Auslastung aufweisen und so die Wirtschaftlichkeit in Frage stellen zu führen.

Gerne haben wir Ihre Nachricht aber an die zuständige Fahrplangestaltung weitergeleitet und diese um entsprechende Berücksichtigung gebeten.

Wir hoffen Ihr Verständnis gefunden zu haben und entschuldigen uns für die entstandenen Unannehmlichkeiten.

Außerdem wäre es sehr wichtig, dass Vorteilscard- BesitzerInnen Ihr Fahrrad gratis im Zug mitnehmen könnten – die Wiener Linien haben ja letzteres bereits vorgezeigt.

Aug 132012
 

Fahrradfahren war und ist derzeit Thema in den Medien.  Doch leider steht nicht etwa der Nutzen für Umwelt und Gesundheit im Vordergrund, oder wie das ambitionierten Ziele zur Steigerung des Radanteils am Verkehr erreicht werden können, sondern – wieder einmal – die angeblich so schlimmen „Radrowdys“.

Entflammt ist dabei wieder einmal die Diskussion um „Fahrradkenzeichen“, also der Forderung mancher Politiker nach einer Kennzeichnungspflicht für Drahtesel nach dem Vorbild bei Kraftfahrzeugen. Den Anfang machte dabei eine schlecht gemachter und schlecht recherchierter Beitrag der TV-Sendung „Konkret“ zu einer entsprechenden Forderung der SP- Bezirksvorsteherin des 9. Wiener Gemeindebezirks  Martina Maylar, der offenkundig die regelmäßige Benutzung eines Drathesels auch nicht schaden würde. Sie berichtete von Beschwerden von FußgängerInnen, die sich von „GehsteigradlerInnen“ bedroht fühlen würden und leitete daraus ihre Forderung ab.

Bürgermeister Häupl fand im Interview  dann auch die Idee gleich, wohl froh über die Ablenkung nach dem Parkpickerl- Kommunikationsdebakel seiner Partei; auch gleich „interessant“. Die FPÖ war sowieso schon immer für die unsinnigen Nummerntafeln. Die ÖVP Wien kann den Nummerntafeln zwar nichts abgewinnen, verlangt aber, um in die gleiche Kerbe zu schlagen, eine Angleichung der Strafen für Fahrradfahrer an die für KFZ- LenkerInnen, und übersieht dabei, oder wohl besser: will die Tatsache ignorieren, dass Auto- LenkerInnen in einer potentiellen Mordwaffe sitzen, wenn sie beispielsweise alkoholisiert Auto fahren, RadlerInnen aber hauptsächlich sich selbst gefährden.

Ehrlich über das Thema „Verkehr“ wird der weilen natürlich nicht diskutiert, lieber zeigt man mit den Fingern auf die anderen, vermeintlich Bösen. Dabei gäbe es genug zu reden: beispielsweise darüber, dass in Österreich ein Gesamtverkehrsplan fehlt.  Oder über die Gründe, warum jemand Verkehrsregeln ignoriert oder übertritt: sicherlich: die Fälle wo Ignoranz, Rowdytum oder Egoismus eine Rolle spielen, sind nicht abzustreiten. Genauso ist aber auch eine jahrelang verfehlte Verkehrspolitik Ursache vieler Übel: grau- melierte Herren, die nie auf einem Fahrrad gesessen sind haben Radwege, Mehrzweckstreifen und Ampelschaltungen „erfunden“, die praxisuntauglich sind  oder den umweltfreundlichen Verkehr grob benachteiligen.

Das die Debatte mehr als nur scheinheilig ist, sieht man auch daran, dass Schlagzeilen „1.000 Rotlichtsünder in Linz erwischt“ (gemeint sind hier übrigens KFZ!) schulterzuckend zur Kenntnis genommen werden. Während sich in Krone, ORF & Co trefflich die BürgerInnen über die schlimmen Radrowdys aufregen, kann ich als Alltagsradler all die Autorowdys, die täglich auf Österreichs Straßen drängeln, hupen oder den Mindestabstand beim Überholen nicht einhalten, auf Radwegen halten oder parken, schon gar nicht mehr zählen.

Das tun die übrigens TROTZ Nummerntafeln, wie sie das schon immer gemacht haben – soviel zur „Abschreckungswirkung“ von Taferln.

Die Lösung für ein besseres Miteinander kann daher nicht „Nummerntafeln für alle“ lauten sondern: den öffentlichen Raum besser und gerechter verteilen, sodass die beiden schwächsten Verkehrsteilnehmer – RadfahrerInnen und FußgängerInnen nicht mehr gegeneinander ausgespielt werden, eine Bewusstseinskampagne für das Verhalten im Verkehr (Stichwort „Vertrauensgrundsatz“) und – auch dazu steh ich in weiterer Folge – rigorose Kontrolle ALLER VerkehrsteilnehmerInnen

[Siehe auch Artikel der Radlobby- Österreich]

Dieser Eintrag ist auch als Leserkommentar auf derStandard erschienen.