„Die Österreicher empfinden sich als schlecht informiert über das Europäische Parlament[…]“ – das sagte der Studienleiter David Pfarrhofer des Marktforschungsinstitutes „market“ laut derStandard vier Monate vor der Wahl zum EU-Parlament.
Jetzt, knapp drei Wochen vor der Wahl, darf bezweifelt werten, dass sich daran viel geändert hat.
Der Aussage, dass es sich „schlecht-informiert-fühlens“ muss man, wie bei vielen anderen politischen Themen allerdings zunächst einmal energisch entgegenhalten:
Information ist nicht nur eine Bring-, sondern in auch eine Hohlschuld. Für jeden aufrechten Demokraten sollte es eine Selbstverständlichkeit sein, sich auch Informationen zu beschaffen. Dazu kann es eben auch manchmal notwendig sein, sich auch mit Medien zu befassen, die man normalerweise nicht oder nur selten konsumiert.
Denn eines ist richtig: selbst in österreichischen Qualitätszeitungen wie dem „Standard“ oder der Presse, aber auch im ORF sind europäische Themen, im Speziellen auch die Berichterstattung aus dem Europaparlament entweder Mangelware oder werden verschämt im Programm verräumt: so findet sich die durchaus interessante Sendung „Inside Brüssel“ etwa nur im Spartensender ORF 3. In den letzten Wochen vor der Wahl ist zwar eine erhöhte Betriebsamkeit in diversen Medien zum Thema erkennbar – das gleicht aber erstens oftmals einer lästigen Pflichtübung, ist aber zweitens sowieso zu wenig.
Auch unter dem Jahr, abseits von Wahlen sollten Berichte über Beschlüsse und Stellungnahmen des EPs in jeder Hauptabendnachrichtensendung und in jedem Politikteil der Tageszeitungen eine Selbstverständlichkeit sein. Damit würde man der wachsenden Bedeutung des Europäische n Parlaments endlich gerecht werden.
Bis sich diese Notwendigkeit in den österreichischen – und wohl auch vielen Medien anderer Europäischen Ländern – herumgesprochen hat, gibt es aber dennoch auch jetzt schon genug Möglichkeiten, sich umfassend zu informieren, hier nur einige Beispiele:
- EU2014 – ein Wahlinformations-Blog das über die Wahl zum Europäischen Parlament berichtet und dessen Redaktion großteils aus SchülerInnen besteht
- EU-Infothek – Online- Nachrichtenmagazin mit Informationen, Berichten, Interviews und Kommentaren zu politischen und wirtschaftlichen Angelegenheiten der Europäischen Union.
- Offizielle Seite des Europäischen Parlaments
- Nachrichten- Seite der Europäischen Kommission
- European Voice – englischsprachig Wochenzeitung über EU-Politik
Auch Twitter ist eine gute Quelle, als Einstiegshilfe sei hier meine „Europa“- Twitterlist erwähnt, auf der einige Spitzenpolitiker, Parteien und Institutionen zu finden sind. Eine vollständige Liste aller Twitter- Feeds von Mitgliedern aus dem Europaparlament ist EP Newshub.
Wer wirklich Interesse daran hat, dem bieten sich jedenfalls genug Möglichkeiten, sich über das Europaparlament, der einzig wirklich demokratisch (direkt) legitimierten Institution in der EU, zu informieren.
Und nicht vergessen: am 25. Mai zur EUROPAWAHL – Deine Stimme für konstruktive Kräfte!
65% der Deutschen interessieren sich wenig oder gar nicht für die EU-Wahl.. kein Wunder… feiert sich die EU-Elite doch eher nur selbst anstatt schon in der Schule ausführlich die Bedeutung zu unterrichten oder BÜRGERNAH kontinuierlich zu informieren..6 Wochen Wahlkampagne können den Mangel an Kenntnis und somit auch Interesse sicher nicht wettmachen..
Hm, wie stellst Du Dir eine „bürgernahe“ Information vor? Ich seh‘ hier den Ball eher bei den Medien, die sich halt oft viel lieber für irgendwelche Skandälchen oder „einfache Themen“ interessieren als was „die in Brüssel“ machen.
„Bürgernah“ hat für mich außerdem irgendwie einen unagenehmen populistischen Beigeschmack…
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Bezgl. der Berichterstattung gebe ich Dir vollkommen Recht – das gilt, finde ich, allerdings für fast alle Politikbereiche, da sie einfach nicht genügend Leserschaft generieren. Ich sehe aber auch vor allem einen generellen Mangel an umfassender Polit-Bildung (jedenfalls bei uns, weiß nicht wie es bei euch ist), der schon früh in der Schule beginnen müsste und mit der zwangsläufig auch mehr Interesse und Engagement folgen würde.. Warum Du bürgernah mit populisitisch gleichsetzt, ist mir allerdings unklar. Ich denke da eher an den ständigen – und nicht ganz unberechtigten Vorwurf – dass die EU undemokratisch sei, dass die EU abstrakt ist und kein Gesicht hat
die Politiker dort kennen nur wenige und sie sind für den 0815 Bürger aussagelos. Die Länder schicken meist nur die ausrangierten hin, was soll das den Bürgern schon sagen, außer, dass es für den Staat, in dem sie leben und für den sie sich interessieren, nicht wichtig scheint.
Das supranationalistische Verständnis fehlt und das kann man doch keinem übel nehmen. Die kümmern sich zuerst, um das was direkten Einfluss auf sie hat, Steuern, Einkommens-, Gesundheits- und Familienpolitik. Und die findet in ihrem Land statt, nicht auf EU-Ebene. Die EU müsste viel mehr die soziale Integration vorantreiben, dem stehen aber die Nationalstaaten entgegen. Wir sind sensibilisiert, aber wie viele sind das nicht? Ich glaube, das es von den Medien zuviel verlang ist, alleine ein INteresse zu generieren, dass quasi nicht existent ist
Also die (politische) Bildung hierzulande ist unter jeder Sau. Liegt wohl auch daran, dass einige Parteien kein Interesse an mündigen Bürgern sondern eher an brav funktionierenden, steuerzahlenden haben.
Das mit den „ausrangierten“ Politikern stimmt wohl auch, allerdings haben sich da doch einige überraschenderweise zu tüchtigen und tatkräftigen Europapolitikern genausert. Z.b. war Hannes Swoboda (SPÖ, PES) ein ziemlich unbekannter Stadtrat in Wien und hat sich im EP zu einem wahrhaftigen Europapolitiker gemausert.
vom Swoboda halte ich auch viel…bei uns grinst Angie von den Plakaten für die EU-Wahl, weil keiner die Kandidaten kennt und das ist symptomatisch für die gesamte Wahl bei uns..Die Fähigkeit einiger EU-Politiker ist nicht bestritten, aber dass ändert auch nichts daran, dass die hier keiner kennt.
kennst du eigentlich die Heute-Show im ZDF?? auch heute wieder sehr sehenswert 😀 http://www.zdf.de/ZDFmediathek/kanaluebersicht/760014#/beitrag/video/2146110/Bauch,-Beine,-POpulismus