#Einundsiebzig – so viele tote Asylwerber wurden am Donnerstag, dem 27. August in einem abgestellten LKW im Burgenland, nahe der ungarischen Grenze gefunden. Jetzt ist das Asyldrama, dass für die meisten ÖsterreicherInnen sich trotz allem irgendwo „da draußen, weit weg am Mittelmeer“ abspielte endgültig auch bei uns angekommen. Für unsere Innenministerin sind die Schuldigen schnell gefunden : „die Schlepper“. Für die jetzt gefundenen einundsiebzig toten Flüchtlinge stimmt das zunächst natürlich einmal.
Johanna Mikl-Leitner gibt sich angesichts von Rücktrittaufforderungen an sie „betroffen“ und beschwert sich darüber, dass man wieder Schuld bei der Innenministerin suchen würde. Dabei ist die Suche nach dieser Schuldfrage längst abgeschlossen. Denn natürlich trägt sie Mitschuld bzw. –verantwortung für diese – und die unzähligen weiteren Flüchtlingstragödien in und um Europa. Zusammen mit all den anderen InnenministerInnen, Regierungen und Parlamenten, die die heute geltenden Asylgesetze, -bestimmungen und -verordnungen innerhalb der Europäischen Union ausverhandelt und beschlossen haben.
In Deutschland verwendeten man statt dem bei uns uns gebräuchlichen Begriff „Schlepper“ das Wort „Schleuser“ für Menschen, die Flüchtlinge „illegal“ über eine Grenze bringen. Dieses Wort verdeutlicht für mich mehr, dass die Flüchtlinge ja nicht unfreiwillig in europäische Staaten „verschleppt“ werden, sondern freiwillig – und oftmals ohne zu Wissen welche Gefahren auf der Reise auf sie lauern -Möglichkeiten in Anspruch zu nehmen, die Ihnen ein sicheres Leben in einem anderen Land ermöglichen sollen, sie lassen sich also sozusagen „einschleusen“
Wenn jetzt – wieder einmal – ein noch härterer Kampf gegen die „Schlepper“ von Seiten der Regierungen angekündigt wird, dann übersehen sie, oder wollen die Tatsache einfach ignorieren, dass für diese oftmals gefährliche oder tödliche Dienstleistung einfach ein Bedarf existiert, den die „Schlepper“ bedienen. Das heißt nicht, dass viele „Schlepper“ nicht skrupellose Verbrecher sind, aber der Punkt ist: sie haben diesen Bedarf nicht geschaffen, sie schlagen höchsten Kapital daraus.
Den Schwarzmarkt für Schlepperei haben nämlich die zuvor genannten PolitikerInnen zu verantworten, und zwar durch jene Gesetze, Verordnungen usw. – allen voran durch Dublin III – die eine legale Einreise nach Europa bis heute sehr schwer bis unmöglich machen. Wer nicht auf „legalem“ Weg aus einem Land, in dem Krieg und Gewalt herrscht, flüchten kann, wird es eben früher oder später auf „illegalem“ Weg versuchen.
Das Einsehen der Regierungen, Innenminister und Parlamente in Europa, dass die jetzige Situation untragbar ist, dass neue Bestimmungen geschaffen werden müssen, fehlt leider nach wie vor.
Es muss einerseits für die Menschen legale Möglichkeiten zur Flucht geben, es müssen einheitliche, menschenrechtlich einwandfreie und menschenwürdige Standards für die Unterbringung von Asylwerbern für ganz Europa geben. Andererseits müssen sowohl die Kosten, als auch die Menschen fair über Europa verteilt werden. Für die EU wird die Flüchtlingsfrage zur Nagelprobe. Gelingt hier keine faire Einigung, dürfte die Frage, ob sie nur eine Wirtschaftsgemeinschaft oder doch auch eine politische ist, entgültig geklärt sein. Bisher zeigt sich jedenfalls, dass die Menschenrechte, die in Sonntagsreden so gerne hochgehalten werden, das Papier nicht wert sind, auf dem sie geschrieben wurden.
Um zum Schluss nochmals zu Mikl-Leitner und der Rücktrittfrage zurück zu kommen: diese politische Konsequenz hätte sie bereits vor der Tragödie im Burgenland längst ziehen müssen, denn das vollständige Versagen (oder das politische Spiel?) in der Frage der Asylwerberunterbringung, das in ihren Kompetenzbereich fällt, sollten eigentlich schon Anlass genug gegeben haben.
Nein, ist sie nicht. Ich finde solche Sager nicht weniger ekelhaft als die Hetze von rechts.
zwischen sie sind mitverantwortlich und flüchtlinge ins gas gibts einen riesen-qualitätsunterschied
Genau darum geht es, genau. Ich habe ja nie behauptet, dass sie die Flüchtlinge höchst persönlich in den LKW gesperrt hat. Die Rahmenbedingungen, die zu solchen Tragödien führen hat sie, und ihre Vorgänge, zusammen mit den anderen Europäern aber sehr wohl geschaffen.
hast du nur die Titelzeile gelesen, oder den Artikel auch? Dort geht hevor, warum ich sie mitverantwortlich mache.
Der Artikel ist nicht verfügbar. Und egal, was im Artikel steht, sie ist nicht mitverantwortlich, so etwas zu schreiben, ist selbstgerechtes Zündeln. Sie ist überfordert, sie ist unsympathisch und was sie in Traiskirchen gemacht hat, war unverantwortlich, weil sie auf dem Rücken der Flüchtlinge versucht hat, die Gemeinden und auch die anderen Staaten zu erpressen, aber wenn faktisch nur drei Staaten der EU nämlich Österreich, Deutschland und Schweden, Syrer aufnehmen und ihnen Asyl geben, während alle anderen sie entweder weiterschicken oder gar nicht hineinlassen bzw. auf sich allein gestellt in irgendwelchen Gstätten mehr oder weniger dulden, ist es unfassbar hinterfotzig, der Mikl Mitverantwortung vorzuwerfen.
Er IST mittlerweile verfügbar, und ich sage nochmal: sie ist mit verantwortlich weil sie die Bestimmungen, die zu solchen Ereignissen führen, mitträgt.
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[…] meinem Artikel von letzter Woche ist eine weitere Zahl seit Montag, den 31. August relevant in diesem Land: #Zweihunderttausend. […]
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