Apr. 162012
 

Sicher, als Agnostiker und gleichzeitig Kritiker aller, insbesondere aber der christlich-katholischen Kirche, fällt es mir sicher nicht schwer, diese Zeile zu schreiben.

Aber gerade deshalb könnte meine Außensicht ja den einen oder anderen Gläubigen, der sich noch immer in den Fängen der Amtskirche befindet, zum Nachdenken anregen.
Mir sind nämlich die Vorgänge, die sich in dieser Kirche – gemeint sind die offiziellen Repräsentanten genauso wie das sogenannte Kirchenvolk – abspielen immer unbegreiflicher.

Auf der einen Seite steht da die sogenannte „Amtskirche“. Dort ist Doppelmoral seit vielen Jahrhunderten evident: während auf der einen Seite Nächstenliebe gepredigt, Sex von der Ehe missbilligt, der Zölibat hochgehalten und das Kondom verteufelt wird, wird sie seit dem  Fall Groër immer wieder durch Fälle von sexuellem oder anderen Arten von Missbrauch erschüttert. Im Jahr 2010 befürchete die römisch-katholische Kirche bis zu 80.000 Austritte aufgrund der in diesem Jahr bekannt gewordenen Missbrauchsfälle in Heimen der Kirche in den letzten Jahrzehnten.

Aktuell sorgt der Fall in Stützenhofen für Unruhe unter dem Kirchenvolk: der dortige Pfarrer wollte einen mit großer Mehrheit gewählten, bekennenden schwulen Kirchengemeinderat nicht anerkennen. Nun will er die Gemeinde abgeben, weil die Diözese Wien die Wahl anerkannt hat – und gleichzeitig meldet sich eine Frau, die angibt, mit eben diesem Pfarrer, der von Moral spricht, eine Beziehung gehabt zu haben – was eindeutig gegen das Zölibat verstößt.

Auf der anderen stehen Menschen und Bewegungen wie die  „Plattform  Wir sind Kirche“ oder die „Pfarrer Initative“, die seit Jahren krampfhaft versuchen, die Kirche von innen heraus zu ändern. Helmut Schüller, Initiator der Initiative der Pfarrer, wurde vom Falter sogar zum „Mensch des Jahres 2011“ gekürt. Auch wenn all diese Iniativen Dinge fordern, die wohl jeder aufgeschlossene, in der heutigen Welt lebende Gläubige unterstützen muss (mehr Mitsprache für Gemeindemitglieder, weibliche Priester etc) so ist es dennoch ein Kampf gegen Windmühlen

Die katholische Kirche ist eine der letzten absolut regierten Monarchien der Welt, beherrscht von einem Zirkel alter Männer im Vatikan. Da dieser seine Macht erhalten will, wird dieser Zirkel nie zu weitreichenden Reformen bereit sein.

Die logische Konsequenz all dieser Reformwilligen müsste eigentlich die Abspaltung von der katholischen und die Gründung einer eigenen Kirche sein. Warum ist das noch nicht passiert? Mit Glauben kann es nichts zu tun haben, denn Glaube und Kirche, dass sind zwei völlig unterschiedliche Dinge. Ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass Jesus, so er jemals existiert haben sollte, mit dieser Kirche, die einzig zum Zweck der Machtausübung auf Menschen durch andere Menschen gedient hat und noch immer dient, mit dieser Kirche nicht anzufangen gewusst hätte.

Zu  Abschluss sei noch darauf hingewiesen, dass man das Volksbegehren gegen Kirchenprivilegien am Bezirksamt noch unterstützen kann. Hat sich eigentlich jemand überlegt, wie es sein kann, dass der Staat nach wie vor eine Institution mitfinanziert, die Frauen und Minderheiten wie Schwule und Lesben diskriminiert – und dagegen gibt es mittlerweile eigentlich sogar ein Bundesgesetz!