Dez 292010
 

Kurz vor Jahreswechsel meldete sich Orangen- Frontman Seppi Bucher mit einer kongenialen Idee zu Wort: er fordert die Schaffung einer zweiten Eurozone. Ich frage mich: warum nicht gleich Nägel mit Köpfen, und 16 Euro- Zonen, nämlich jedem Land seinen eigenen Euro, dann könnte Österreich auch gleich wieder seine heiß geliebte Bertha von Suttner auf die Scheine drucken…

Aber genug der zynischen Worte, der Vorschlag des BZÖ, das spätestens nach den nächsten Nationalratswahlen nur mehr eine Fußnote der Geschichte sein wird, ist selbstverständlich nicht ernst zu nehmen. Denn woran der Euro, den ich grundsätzlich für eine gute Idee gehalten habe und nach wie vor halte, wirklich krankt, ist, dass er eine halbe Sache ist.  Hat irgendein europäischer Politiker jemals wirklich angenommen, dass eine Währungsunion ohne echte gemeinsame Wirtschafts-, Steuer- und Sozialpolitik funktionieren kann? Dieser Irrglaube kann eigentlich, im Nachhinein gesehen, nur auf dem Mist derjenigen gewachsen sein, die dem reinen Glauben der Allmacht der Märkte anhängen. Meiner Meinung nach hat gerade die Tatsache, dass sich in der Eurozone – wie in der gesamten EU – die einzelnen Ländern mit unterschiedlichen Wirtschafts-, Steuer-, und Sozialsystemen untereinander Konkurrenz  machen, die aktuellen Europrobleme wenn nicht gar verursacht dann zumindest extrem verschärft.

Eine Exit- Strategie aus den aktuellen Problemen kann nun aber nicht darin liegen, die Währungsunion schleichend wieder abzuschaffen, sondern im Gegenteil endlich eine echte politische Integration anzugehen. An vorderster Stelle muss dabei die Solidarität der Menschen untereinander stehen.

Aug 032010
 

An sich bin ich ja der Meinung, dass die staatliche Post wichtige Aufgaben erfüllt, und das der flächendeckend Erhalt der Filialen ein wichtiges Anliegen ist, dass man unterstützen sollte.

Leider macht es einem die Post aber manchmal nicht all zu einfach, sie vorbehaltlos zu unterstützen. Zum Beispiel wenn man als Kunde mit ihr zu tun hat. Man stelle sich vor: Dienstag früh, schnell will ich noch vor der Arbeit noch ein Paket abholen. Der Zustellversuch hat am Vortag selbstverständlich, wie immer zu einer Zeit stattgefunden, zu der Büromenschen wie ich in der Arbeit sitzen. Also flugs in die Filiale, zuerst werde ich mal nicht beachtet, obwohl mehrere Postangestellte hinter dem Tresen in Bewegung sind. Dann werde auf einmal in unfreundlichem Ton darauf aufmerksam gemacht, dass die „Paketausgabe erst um 08:00 beginnt“. Ich schaue auf meine Uhr, und sehe: es ist kurz vor 07:45, ich bin also tatsächlich zu früh. Da fragt man sich aber, warum ich überhaupt ins Gebäude gelangt bin. Jedes normale Geschäft sperrt genau zu dem Zeitpunkt auf, ab dem auch Kunden bedient werden. Also darf ich unverrichteter Dinge wieder abziehen, denn 20 Minuten Zeit zum Warten habe ich nicht, schließlich muss ich ja selbst zur Arbeit.

Leider ist das nur ein Beispiel unter vielen, wie es um die Kundenfreundlichkeit der österreichischen Post bestellt ist. An die Tatsache, dass sich dieses staatliche Unternehmen seit Jahrzehnten im Wesentlichen nicht an geänderte Anforderungen angepasst hat, hat man sich ja fast schon gewöhnt. Beispielsweise dass die Post bei Privatsendungen IMMER in der Zeit zwischen 09:00 Uhr und ca. 16 Uhr zuzustellen versucht, obwohl die Wahrscheinlichkeit, dann wen anzutreffen sehr gering ist – viele Postzusteller machen also pro Tag zig leere Kilometer. Oder daran, dass man, will man ein Paket abholen, dies in aller Regel ebenfalls nur zwischen 08:00 und 18 Uhr tun kann, sich seine eigene Arbeitszeit also nach der Post einrichten muss. Und wenn man mal am Schalter steht, dauert es oft lange, bis die Angestellten das Paket gefunden haben, und man fragt sich dann, ob die Post schon mal was von modernen Lagerverwaltungssystemen gehört hat. Und nein, Systeme wie Post24 sind keine sinnvolle Alternative, weil erstens kompliziert zu bedienen und zweitens weil die nächste Anlage im Regelfall zu weit entfernt ist.

Liebe Postangestellte, liebe Postgewerkschafter, ich würde Euch gerne vorbehaltlos unterstützen können, Euch gegen stereotype Vorurteile vereidigen wollen, aber dazu müsst ihr auch was für uns Kunden tun, und uns zeigen, dass ihr in einem Unternehmen seid, für das es Wert ist einzustehen. Wenn sich das nicht ändern, muss man eines Tages zwangsläufig die Frage stellen, ob ein privates Unternehmen sich nicht besser an den Bedürfnissen der Kunden orientieren würde.

Mai 112010
 

Was sich derzeit, im Zuge der Finanzkrise innerhalb der EU und innerhalb vor allem auf der viel beschworenen „bilateralen Ebene“ der Einzelstaaten abspielt, macht auf drastische Weise sehr deutlich, dass dieses aus meiner Sicht Projekt mittelfristig zum Scheitern verurteilt sein könnte, wenn es nicht bald zu echten politischen Veränderungen kommt. „Kurskorrekturen“ werden dabei nicht mehr reichen.

Zwar wurde jetzt ein Paket zur Rettung der Gemeinschaftswährung beschlossen, was aber fehlt, ist ein echtes politisches Miteinander der Regierungen und Staaten des Kontinents. Die Politik beschränkt sich noch immer, wie auch in diesem Fall, auf reine Wirtschaftspolitik.

So mahnt der IWF, eine „[…]enge Abstimmung unter den Ländern der Europäischen Union[…]“ ein. Und damit hat er recht, auch wenn sich diese Institution als Inbegriff des neoliberalen Zeitgeists in dem Fall wohl auf die Finanz-, bzw. Wirtschaftspolitik fokusiert hat.

Ebenso wichtig wäre aber eine echte politische Zusammenarbeit auf anderen wichtigen Feldern, allen voran die Sozial-, und Steuerpolitik.  So gehört der wirtschaftliche Wettbewerb, der heute noch zwischen Ländern wie Großbritannien, der Slowakei, Polen, Rumänien, Deutschland etc. tobt, drastisch eingedämmt.

Oder wie ist zu erklären, was daran „gut“ sein sollte, dass beispielsweise die Slowakei dank „Flat Tax“ und damit verbundener niedrigerer Sozialstandards anderen Ländern Arbeitsplätze schnappt und damit die Konkurrenzsituation verschärft?

Es muss endlich damit begonnen werden, einheitliche soziale Standards für GANZ Europa umzusetzen, und die dürfen sich selbstverständlich NICHT am „kleinsten gemeinsamen Nenner“ orientieren.

Es wird Zeit, endlich zu kapieren, dass es der Wirtschaft (und damit auch der Währung) nur dann gut gehen kann, wenn es den Menschen gut geht – und nicht umgekehrt. Und deshalb müssen jetzt Maßnahmen ergriffen werden, die  nicht in erster Linie sparen zum Ziel haben sollten, sondern bei denen der soziale Lastenausgleich zwischen Arm und Reich, Arbeit und Kapital im Vordergrund stehen muss.

Allerdings muß ich zugeben, dass ich angesichts der politischen Elite, die jetzt in ganz Europa an der Macht ist, eher skeptisch bin, dass das gelingen kann – sie wurde in den letzten 20 Jahren zu stark geblendet von den neoliberalen Irrlichtern.

Aber vielleicht sollte man auch die europäische Bevölkerung noch nicht anschreiben, vielleicht erwacht sie endlich und steht endlich auf und erhebt lautstark Einspruch gegen das, was gerade passiert – und zwar GEMEINSAM nicht gegeneinander. Nun ja, man wird ja wohl noch hoffen dürfen….